Schachklub siegt auch im tiefsten Winter

Trotz eisiger Temperaturen und meterhohen Schneebergen fanden sich die acht Kämpfer der ersten Mannschaft des Schachklubs Landau-Dingolfing im Kolpinghaus ein, um gegen die Herausforderer aus dem Landkreis Regen anzutreten. Es war die dritte Runde in der Niederbayernliga, die auch mit Spannung erwartet worden war, da die Bayerwalder im Vorfeld ziemlich stark eingeschätzt wurden. Umso größer war dann die Überraschung, als der Sieg im Verlauf des Duells nie in Gefahr geriet und am Ende ein deutlicher 6:2-Erfolg heraussprang.

Bärenstark präsentierte sich mal wieder Michael Popp. Die Mannschaftsführung und Popp hatten eigentlich vereinbart, dass letzterer in dieser Saison an Brett zwei antritt und Remis spielt, während die hinteren Bretter gewinnen. Eine Vereinbarung, an die sich Popp aber nicht so recht hält: er gewinnt zurzeit einfach. Sein an und für sich trockener Engländer brach am Damenflügel schnell durch, im Zentrum wurde der erste Bauer erobert, am Königsflügel der nächste. Bereits nach etwas mehr als 60 Minuten meldete Popp den vollen Punktgewinn.

Michael Popp und Florian Huber bei der Analyse.
Michael Popp und Florian Huber bei der Analyse.

Alexander Hirtreiter wählte am fünften Brett die orthodoxe Methode, um sich gegen das Damengambit zu verteidigen. Die feindliche Initiative ließ sich mit dieser soliden Herangehensweise auch durchaus löschen, aber eigene Möglichkeiten konnte sich der Dingolfinger auch nicht erarbeiten. Daher war letztendlich die Punkteteilung folgerichtig.

Als nächste stürmten Dr. Christoph Schultes und Florian Huber über die Ziellinie. Der junge Kontrahent von Dr. Schultes behandelte die Zugreihenfolge im Alapin-Sizilianer etwas ungenau und bekam deshalb einen doppelten Randbauern und einen Isolani verpasst. Trotz einiger guter Ideen war er nicht in der Lage zu verhindern, dass der Dingolfinger trotz gedrückter Stellung nach und nach seine Figuren ins Feld führte. Nach einem Qualitätsverlust kapitulierte der Regener schließlich.

Huber ließ sich von der Schottischen Eröffnung nicht erschrecken. Bereits in der Eröffnung ergatterte er einen Mehrbauern und wickelte anschließend schnell in ein Turm-Leichtfiguren-Endspiel ab. Kompromisslos auf Gewinn spielend riskierte er eine nicht ganz unkomplizierte Stellung. Das Risiko zahlte sich mit etwas Glück auch aus. Seinem Opponenten unterlief ein Flüchtigkeitsfehler – er übersah ein tödliches Abzugsschach, das ihm einen Läufer und damit auch die ganze Partie kostete.

Damit stand es 3,5 zu 0,5 und die Lage entspannte sich etwas. Spitzenspieler Lukas Stöttner war gegen einen erfahrenen Gegner ziemlich unter Druck geraten. Mit kreativen und zum Teil etwas wilden Damenmanövern versuchte er, die feindlichen Ausbrüche zu unterbinden und Unruhe in das Lager des Bayerwalders zu bringen. Mit Erfolg: Sein Kontrahent fand keinen Durchbruch und war schließlich mit dem Remis einverstanden.

Nun fehlte noch ein halber Punkt. Den steuerte Bernhard Zinner mit Weiß am letzten Brett bei. Ganz anders als gewohnt war er dieses Mal im Slawen sehr vorsichtig zu Werke gegangen.  Im Damenendspiel konnte er zwar seinen b-Bauern bis zur drittletzten Reihe vorschieben, dann aber kam er nicht weiter. Den Dauerschachs der schwarzen Dame entkam er einfach nicht. 

Mit Zinners Remis stand der Mannschaftssieg fest. Kapitän Hans Theiß verzichtete daher auf die Berechnung seines vertrackten Mittelspiels, das ebenfalls aus einer Slawischen Verteidigung heraus entstanden war und bot ein Unentschieden an. Da es schon um nichts mehr ging, stimmte sein Gegner zu.

An Brett vier suchte Manuel Albrecht dagegen erbittert die Entscheidung. Im Rossolimo-Sizilianer hatte er einen Bauern erobert und den wollte er unter allen Umständen verwerten. Als sich sein Gegner entschlossen verteidigte, wickelte Albrecht schließlich ins Turmendspiel ab und schob seinen Zusatzbauern entschlossen nach vorne. Und tatsächlich: der Regener fand keinen Weg, diesen Vormarsch und die Umwandlung zur Dame zu verhindern. Albrecht bekam den erhofften vollen Punkt.

 

Quelle: Dingolfinger Anzeiger, 05.12.2023